EIN HERZLICHES DANKESCHÖN UND ADIEU!

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„Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer!“

Dies ist eine schöne Ermutigung des französischen Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry. Viele würden vermutlich zustimmen. Ob das auch auf das „Schiff“ zuträfe, das sich Gemeinde nennt?

Wenn man in eine Kirchengemeinde eintaucht scheinen manche Sehnsüchte und Visionen unter dem Alltagsgeschäft in den Hintergrund zu treten. Es gibt viel zu Werkeln und man sieht oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Es gibt viele Baustellen, die im Laufe der Zeit anstehen. Mal geht es um eine Innensanierung einer Kirche oder um die Betonsanierung einer Außenfassade. Dann braucht es energetische Maßnahmen und eine Dachsanierung oder eine Küche, die dem Ansturm der feiernden Gemeinde nicht mehr standhält.

Gleichzeitig merkt man, dass die Gemeinde und die Kirche selbst eine Baustelle mit ständigem Renovierungsbedarf ist. Und darüber hinaus sogar das Leben an sich. Hierbei geht es auch um Energie, mit der gut gewirtschaftet werden muss oder um eine Innensanierung der Seele oder eine äußere Fassade, die sich verändern darf. Gelegentlich kann es auch um Beton gehen, der im eigenen Kopf abgebaut werden will. Wer ist mit sich und der eigenen Entwicklung schon fertig?

Nun gilt es laut Exupéry nicht einfach blind drauf los zu arbeiten, sondern einer Sehnsucht auf die Spur zu kommen, die den eigenen Horizont übersteigt. Sich vielleicht sogar in einen Plan und Horizont eines Architekten einzuklinken, der weiter blickt als wir es je vermögen. Einem Gott vertrauen, der trotz Gegenwind und manchen Rückschlägen, seiner Sehnsucht für gelingendes Leben treu bleibt. Einer der den Menschen ein großartiges Leben schenkt und sie ermutigt die Segel des Lebens in den Wind zu halten und seine Weite zu wagen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich mehr als zwölf Jahre in seinen Gemeinden in Friedrichshafen mitsegeln durfte. Hin und wieder hatte ich das Steuer in der Hand, andere Male durfte ich mich zurücklehnen und als einer unter vielen mitsegeln. Hier und da ging es volle Kraft voraus, manchmal kamen wir nur schwer voran oder kamen sogar etwas vom Kurs ab. Ein anderes Mal kam Gegenwind auf oder es kehrte völlige Ruhe ein.

In einer Gemeinde gelingt diese Fahrt umso leichter, je mehr sich alle dieses Horizontes vergewissern und sich bewusst sind, dass sie nicht in getrennten, sondern in einem gemeinsamen Boot unterwegs sind.
Vertrauen und Gelassenheit kann dadurch entstehen, dass
wir nicht im eigenen, sondern in Gottes Namen und seinem Reich unterwegs sind.

Dies lässt auch mich nun mit der überzeugendsten Botschaft im Herzen zuversichtlich weiterziehen, die ich in meinem Leben kennen- und lieben lernen durfte. Trotz Vorfreude auf die neue Aufgabe und einer ganz anderen Herausforderung in Paris spüre ich auch Trauer und Schmerz, mir lieb gewordene Menschen und Vertrautes und Wertvolles zurück lassen zu müssen.

Ein besonderes Dankeschön sage ich allen, die mit mir gefeiert und gelacht, gesucht und ausgehalten, gerungen, gehofft und vertraut haben. Dank an alle, die mir Gesprächspartner waren und mit offener Kritik, Ermutigung oder Bestätigung begegnet sind. Mein tiefster Dank ist aber an Gott gerichtet, der uns einen kleinen Ausschnitt seiner Sehnsucht ins Herz gelegt hat.

Um Seinen Segen bitte ich für Sie und für Euch!

Ihr Pfarrer
Markus Hirlinger